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Stadt Langenzenn (Druckversion)

Willkommen in unserer Stadtkirche

Liebe Besucher,

Kirchen üben eine seltsame und starke Anziehungskraft auf Menschen aus. Christen und Nichtchristen kommen in unsere Stadtkirche, betreten den Kirchenraum durch die Rosenkapelle und lassen sich dann von der Stille des Raumes, dem flutenden Licht und den reichen Kunstschätzen gefangen nehmen. Kirchen sind eben nicht nur gelungene Architektur oder museale Räume und sie sind nicht nur Fundstätten für Kunstliebhaber; sie sind viel mehr. In unserer Trinitatiskirche versammelt sich die Christengemeinde seit Jahrhunderten. Lange Zeit hatten die Bürger unserer Stadt in ihrer Kirche ihren festen, gekauften Platz. Sie waren hier beheimatet. In den Jahrhunderten hat sich vieles geändert. Die gekauften Plätze gibt es nicht mehr. Die Empore wurde beseitigt, die Altäre wieder in die Kirche gestellt. Vieles hat sich geändert, aber immer noch versammeln sich in dieser Kirche Christen zum Lob Gottes, zum Heiligen Abendmahl, Kinder und Erwachsene werden hier getauft, Menschen treten vor den Altar, um ihre Ehe segnen zu lassen. Trauernde kommen zu Gott mit ihrem Schmerz. Diese lebendige Kirchengemeinde ist der größte Schatz unserer Kirche.

(Auszug aus der Chronik "Stadtkirche Langenzenn" von Pfarrer Winfried Winter)

Wenn Sie sich auf den Rundgang durch die Kirche begeben, die Räume durchwandern, dann suchen Sie doch "Ihren Platz". man kann in dieser Kirche geborgen sein, sie ist nicht zu groß, man verliert sich in ihr nicht und sie beengt einen nicht. Nehmen Sie im Chorgestühl Platz oder unter dem Turm, im Mittelschiff oder in einer Kapelle. Die Kirche bietet Geborgenheit an. Die Altäre stammen aus der Klosterzeit und deuten auf den Reichtum des Klosters hin. Sie sind geformtes, gefärbtes und selbstredendes Evangelium. Natürlich sind sie auch große Kunstwerke des späten Mittelalters. Es lohnt sich das Gespräch mit den Heiligen, den Aposteln, mit der Mutter Jesu oder den Engeln aufzunehmen, es könnte daraus ein Gespräch werden mit dem, der unser Gespräch immer sucht, Jesus von Nazareth. 

(Auszug aus der Chronik "Stadtkirche Langenzenn" von Pfarrer Winfried Winter)

Besonders Sehenswertes

Besichtigen Sie beispielsweise das Kloster samt Kreuzgang und Klosterhof, die sehenswerten Glasgemälde, den Altar der Heiligen Sippe, den Apostelaltar, den Jungfrauenaltar, den Kreuzabnahmealtar, den Marienaltar, den Christophorusaltar oder dasVerkündigungsrelief des Veit Stoß.

Historie - Chronologische Übersicht

954 (16 Juni) Königshof cinna mit ottonischer Friedenverhandlung zwischen König Otto I. und den Anhängern seines Sohnes Liudolf.

1021 Übergabe des Königshofes durch Kaiser Heinrich II. an das neugegründete Bistum Bamberg.

1200 erfolgt bereits die erste Erwähnung eines Pfarres.

1248 wechselt Zenna durch Erbschaft an den Burggrafen Konrad I. von Nürnberg.

1268 Langenzenn wird Dekanatssitz bis 1801.

1331 erstmalige Erwähnung des Ortsnamen Langenzenn.

1361 erhalten die Burggrafen von Kaiser Karl IV. das Recht, in ihrer Stadt Langenzenn Münzen zu schlagen.

1388 verwüsten die Nürnberger im Städtekrieg Langenzenn.

1409 (13. Mai) Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes durch die Burggrafen Johann III. und Friedrich VI.

1460 wird das Kloster Langenzenn durch die Würzburger verwüstet und gebrandschatzt.

1467/68 Wiederaufbau des Klosters

1533 im Zuge der Reformation wird das Kloster aufgehoben.

1797 dient das Kloster als Kaserne der fränkischen Provinzial-Invaliden-Garnison.

1813 geht das Kloster als markgräflicher Besitz an das Land Bayern über und wird als Schule genutzt. 

Das Kloster

Das Kloster bildet nördlich der Kirche eine Dreiflügelanlage mit hohen Speicherdächern. Die Gebäude sind aus Sandsteinquadern errichtet, lediglich im Hof des Kreuzgangs bestehen die Obergeschosse aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. An der Südwand des Westflügels befindet sich eine Engelskonsole mit der Jahreszahl 1467 auf einem Spruchband, während auf einer Gewölberippe des westlichen Kreuzgangflügels 1468 aufgemalt ist, zwei Daten, welche die Bauzeit des Klosters überliefern nach dem Niederbrennen durch einen Würzburger Haufen 1460.

Das Obergeschoss des Westflügels bewohnte einst der Propst, der Klostervorstand, das Erdgeschoss barg die Küche, die mit vier Kreuzgratgewölben ausgestattet ist, und Vorratsräume. Der repräsentative Nordflügel besaß einst im Obergeschoss die Mönchszellen; denn nach der Raudnitzer Reform waren sie zum Zweck eifrigeren Studiums von einem gemeinsamen Dormitorium (Schlafraum) dispensiert. Die beiden Giebelwände sind hier wie üblich mit großen Mittelfenstern als Lichtspender ausgestattet, sonst sieht man eigentlich nur noch im Erdgeschoss die originalen zweiteilen Rechteckfenster. Das Refektorium (Speisesaal) nahm einst die ganze Nordwestecke des Erdgeschosses ein, dessen mächtiger Unterzugsbalken, der auf hölzernem Stützpfeiler ruht, den Raum in zwei Schiffe teilt. Am Pfeilerkapitell sind in Kerbschnitt-Technik eine männliche Figur und Maßwerk eingeschnitten. An der östlichen Giebelspitze sitzt eine erst jüngst ziemlich erneuerte Dämonenmaske. Der gesamte Nordtrakt ist unterkellert, wobei man die Gewölbe von der Klosterstraße aus ebenerdig betreten kann.

Der Ostflügel ist mit dem Kloster nur durch den Kreuzgang verbunden. Seine Dachanlage mit einem nach Norden weisenden Fachwerkgiebel setzt sich deutlich von den übrigen Klosterbauten ab. Das Erdgeschoss birgt den fünfjochigen, kreuzrippengewölbten Kapitelsaal, den Versammlungssaal der Chorherren, heute evangelischer Gemeindesaal, während das innen durch Fachwerk unterteilte Obergeschoss vielleicht einst die Wohnungen der Gäste und der Pfründner aufwies. Zum Marktplatz hin öffnet sich der Bau durch ein profiliertes Spitzbogenportal. Die beiden Steinmetzzeichen darüber lassen sich in Nürnberg (Weinstadel) und Wendelstein (Kirche) nachweisen.

Über dem südlichen Kreuzgangflügel befindet sich der sogenannte Taubenhof, wo sich einst die Mönche zum gemeinsamen Zug in das Gotteshaus gesammelt haben. Die Treppenaufgänge im Nord- und Ostflügel sowie die hölzernen Türen an Ost- und Westportal gehören der Biedermeierzeit (wohl 2. Viertel des 19. Jahrhunderts) an.

Der Kreuzgang ist der in Mittelfranken am besten erhaltene. Die Rippengewölbe besitzen mitunter reliefierte Schlusssteine, nur im Südflügel zieht sich über dreieinhalb Joche ein Netzgewölbe hin. 1893 – 1895 ergänzte man z.T. das Fenstermaßwerk und die Gewölberippen. Nach Süden brach man 1803 ein großes Portal als Wageneinfahrt ein, gleichzeitig zerstörte man wohl die selten anzutreffende Brunnenkapelle des Nordflügels, an die nur noch die Mauerbossen erinnern. Aufgrund der Steinmetzzeichen, die teilweise wieder in Nürnberg anzutreffen sind, lassen sich drei Arbeitsgruppen unterscheiden, die gleichzeitig an Kloster und Kreuzgang gearbeitet haben.

An der Wand des Westflügels sind seit 1974 die Grabsteine für Dorothea von Seckendorff (geb. von Aufseß, verst. 1465) und für die Pröpste Peter Imhof und Konrad Burger angebracht, im Boden des Südflügels eine Vertiefung, wo der sagenhafte Klosterbeck bestattet sein soll, und an der Wand seit 1954 die Kriegergedenkstätte.

(Auszug aus dem Heimatbuch von Langenzenn, Verfasser Dr. Michael Kroner)

Glasgemälde

Die Glasgemälde im Chor sind gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. In ihren leuchtenden Farben zeigen sie Stationen aus dem Leben Christi.

Stiftungen: 1. Fenster von der Gesamtfamilie Seckendorff; 2. Fenster von Kaiser Wilhelm I.; 3. Fenster von Schmiedemeisterfamilie Huber; 4. Fenster von Kaiser Wilhelm II.

Altar der Heiligen Sippe

Die Ostwand der Rosenkapelle schmückt der zwischen 1504 und 1508 entstandene Flügelaltar der Heiligen Sippe. Er ist eine Stiftung des Propstes Friedrich Mell von langenzenn. Um Maria mit dem Kind und deren Mutter Anna gruppieren sich Joachim, Kleophas, Salomo und Joseph. Stilistische Ansätze innerhalb des Werkes deuten auf das Löffelholz-Epitaph im südlichen Seitenschiff der Nürnberger Lorenzkirche hin . Dieses Epitaph wurde 1504 vom Meister des Heilsbronner Hochaltars Hans Traut d.J. geschaffen. In den inneren Flügelseiten sind Johannes Ev. und Jakobus d. Ä. sowie Mariä Kleophae mit ihrem Gemahl und den Kinder Jakobus d.A., Joseph, Simon und Judas abgebildet. Die Tafelbilder zeigen bei geschlossenen Altar den Auferstandenen als Schmerzensmann und Maria. Auf der linken Tafel wird in knieender Stellung der Stifter Friedrich Mell gezeigt. Bei dem Künstler denkt man unwillkürlich an Hans von Kulmbach. 

Apostelaltar (Rosenkapelle)

Der um 1900 zusammengestellte Apostelaltar an der Nordwand der Rosenkapelle geht auf eine Stiftung der Langenzenner Familie Protsorg zurück und dürfte in einer Nürnberger Werkstatt um 1490 gefertigt worden sein. Im Mittelschrein flankieren Johannes der Täufer und der Heilige Nikolaus einen muskulös gebauten Schmerzensmann. Die Tafelbilder der Innenseiten stellen den Heiligen Andreas und Johannes Evangelist sowie Philippus und Jakobus d.J. das. Der Hintergrund ist mit Gold - als Symbol des Göttlichen - belegt und entspricht der Tafelmalerei von 1450. Die äußeren Flügelseiten sind jeweils in zwei Felder gegliedert: In der linken oberen Hälfte ist Johannes der Täufer, während die rechte eine Szene aus der Nikolauslegende abbildet.

Jungfrauenaltar (Sakristei)

Die Westwand der Sakristei ziert der Jungfrauenaltar. Der Flügelaltar mit reliefierten Schnitzfiguren wird um 1500 datiert und könnte aus der Werkstatt von Michael Wolgemut stammen.

Fünf Frauen sind abgebildet, in der Mitte die Heilige Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, links von ihr die Heilige Margareta und rechts die Heilige Barbara. Die inneren Flügelseiten verweisen auf St. Apollonia und die Heilige Ottilie. Die äußeren Gemäldeseiten zeigen die Heilige Kunigunde und Maria Magdalena. Ihre jugendlichen porzellanhaften Gesichter sind leicht in Richtung der Heiligen Helena gedreht. In schwerplastischen Draperien sind die Gewandfalten modelliert, V-förmige und scharfgratige Konturen bildend.

Kreuzabnahmealtar (Taufkapelle)

In der südlichen Seitenkapelle des Chores, der Taufkapelle, befindet sich der sogenannte Kreuzabnahmealtar. 

Er geht auf eine Stiftung der Nürnberger Familie Blanck zurück und ist datiert von 1498. Der hochrechteckige Mittelschrein über einer Sandsteinmensa zeigt als bewegte Szene die Kreuzabnahme Christi. Es ist der Moment, wo der Leichnam unseres Herrn vom Kreuz abgenommen wird. Maria Magdalena kniet mit gerungenen Händen, ihr Blick sucht inständig das Antlitz Christi. Zu Füßen des Jüngers Johannes sitzt bewegungslos Maria. Sie ist frontal zum Betrachter ausgerichtet. Auf den Innenseiten der Altarflügel ist links Ecce homo (Pilatus stellt den gegeiselten Jesus dem Volk vor) und rechts die Kreuztragung dargestellt. Die Außenseiten zeigen die Heilige Magdalena und die Heilige Helena. Es sind Gemälde des Nürnberger Malers Hans Traut. In der Predella finden wir die Grablegung und Beweinung Jesu. Links und rechts auf der Predella ist die Stifterfamilie abgebildet, ein Sohn als Chorherr. 

Marienaltar

Der ebenfalls in der Taufkapelle aufbewahrte Marienaltar wird um 1900 aus mehreren Teilen neu zusammengefügt. Dementsprechend verweist es stilperiodisch auf verschiedene Bildwerke. Der älteste Teil dürfte die Predella um 1440/50 sein.

Die Innentüren zeigen einen Bischof und den Heiligen Florian, auf der Außenseite sind die vier Kirchenväter abgebildet. Die Flügelgemälde des Altares mit dem Heiligen Bartholomäus und einer Anna-Selbdritt-Darstellung, die Heilige Dorothea und Katharina sowie die Heilige Barbara und der Heilige Sebastian werden der Schule des Nürnberger Meisters des St. Wolfgangaltars in der Lorenzkirche um 1470/80 zugeschrieben. Das plastische Figurenprogramm dürfte um 1500 entstanden sein. Dargestellt ist Maria und das Kind. Zu ihren Seiten stehen der Heilige Georg und der Jünger Johannes mit dem Kelch.

Christophorusaltar

Der an der westlichen Stirnseite des südlichen Seitenschiffes aufgestellte, aus Einzelteilen des späten 15. Jahrhunderts bestehende und 1880 neu zusammengefügte Flügelaltar, würdigt den Heiligen Christophorus. Ihm zur Seite stehen der Heilige Nikolaus und die Heilige Ursula. Die Tafelbilder zeigen den Heiligen Sebastian, die Heilige Helena, die Heilige Katharina und die Heilige Barbara. Die feststehenden Flügel stellen die Heilige Christina und die Heilige Agnes dar. 

Verkündigungsrelief des Veit Stoß

1513 schuf der bekannte Nürnberger Bildhauer Veit Stoß das Verkündigungsrelief für die Langenzenner Klosterkirche. Ursprünglich zierte es einen Langhauspfeiler, heute befindet es sich im ehemaligen Sakramentshaus der Kirche. Signiert ist das Werk mit dem Steinmetzzeichen von Veit Stoß.

Die frontal zum Beschauer knieende Maria blättert gerade in einem Buch, als ein Engel in den Raum schwebt. Mit nach oben weisender Gebärde des Fingers, hinweisend auf die Taube (nicht mehr vorhanden), den Heiligen Geist, verkündigt er Maria, dass sie ein Kind empfangen wird. In der rechten unteren Bildhälfte kniet Margareta von Wildenfels, die in der Kirche begraben wurde und eine Hofdame der Markgräfin Barbara war.

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